„Warte bis es! – 30 min Warhaftigkeit“

„Warte bis es! – 30 min Warhaftigkeit“

Eine absurde Aktion mit unfreiwilliger Publikumsbeteiligung im Projektraum MIR
(temporärer Offspace 02. – 06.2014, Reindlstraße, 4040 Linz)
Fotos: Auzinger Günter
2014

Konzept und Aktion: Adam Ulen & Edgar Friedl

Ein Raubzug durch das Spannungsfeld zwischen den Extremen des Nihilismus einerseits und fragwürdiger ideologischer Sinngebung andererseits. Eine brutale Strategie der Aneignung fand dabei als formal durchgehendes Element Verwendung. Für den Besucher wurde sie als willkürliche Bemächtigung nicht nur von Inhalten sondern auch von menschlichem Material unmittelbar erfahrbar. Die Aktion fand fast ausschließlich im Dunkeln statt, um das Gefühl der Unsicherheit zu verstärken. Das Blitzlicht des Fotografen war dabei einziger flüchtiger Augenblick, um Einblicke in die Vorgänge zu erhalten, machte aber gleichzeitig eine Gewöhnung der Augen an die Dunkelheit unmöglich. Die Besucher wurden durch die Aufforderung zur “Abgabe ihres Willens” als Voraussetzung für die Teilnahme ihrer Freiheit beraubt und durch das Überstülpen einer Strumpfmaske zu Identitätslosen. Willkürlich ausgewählte Personen wurden im Dunkeln zu trashigen Tableau vivants teils religiöser, symbolischer oder ideologischer Werke aus der Kunstgeschichte arrangiert, von denen oft nur mehr das ikonographische Skelett übrig blieb. Die dargestellten Szenen und die begleitenden Text- und Geräuschfragmente konterkarierten sich in wechselnder Stärke gegenseitig. Als Dokumentation dienen die entstandenen Blitzlichtfotos.

Position

  • Vertreibung aus dem Paradies (Lucas Cranach d. Ä.)
    Text: Gottfried Benn: erste Zeile aus „Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch“ Loop.
  • Maria mit Kind (Raffael)
    Text: Fragment aus Gottfried Benn’s „Saal der kreißenden Frauen“
  • Sämann und Teufel (Albin Egger-Lienz)
    ohne Text
  • Krüppel (George Grosz)
    Fragmente aus Urkopatie (von einer LP für Arzneimittelvertreter) und Zitate aus Adolf
    Hitlers : „Mein Kampf“
  • Kniender Soldat (Richard Scheibe 1937)
    Benjamin: „Ich bin ein kleiner Soldat“ , Fragmente aus „Angst“ von Wim Malgo („Evangelist“)
  • Fußwaschung (ohne Zuordnung)
    ohne Text
  • Der Tod und das Mädchen (Maria Lassnig)
    Text: Fragment von Eduard Mörike: „Tödlich graute mir der Morgen“ gelesen von
    Oskar Werner
  • Jakobs Traum von der Himmelsleiter (Domenico Fetti)
    Musik: Stadelmayer
  • Auferstehung (Carl Heinrich Bloch)
    Text: Gottfried Benn: „Zwei Dinge“
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