spiegelung

spiegelung

Wettbewerb Gestaltung Widerstandsmahnmal/-denkmal Bregenz
Fotomontage
Entwurf

Das Gefallenendenkmal neben der Pfarrkirche St. Gallus in Bregenz wird – mit Ausnahme der Plastik – vertikal gespiegelt. Mit entsprechenden Inschriften versehen, die an den Vorarlberger Widerstand erinnert, wird das alte Denkmal mit dem Mahnmal aufgestockt bzw. „überdacht“. Das Material in dem diese Spiegelung ausgeführt wird, soll nach Anpassung an die konstruktionstechnischen Bedingungen oberflächlich und haptisch dem Gefallenendenkmal entsprechen. Jedoch ist eine Einfärbung des Betons vorgesehen.

Konzeptioneller Hintergrund

Durch die Fusion beider Denkmäler soll einerseits der Mut zum Widerstand in der öffentlichen Wahrnehmung betont und gleichzeitig das den Soldatendenkmälern heute noch anhaftende Heldenpathos nivelliert werden. Die Würde der Gefallenen wird dabei in keiner Weise angegriffen. Jedoch bezieht das Konzept eindeutige Stellung gegen einen noch vorhandene Neigung zur unreflektierten Glorifizierung des Soldatentums und stellt dem soldatischen Heldentod den Mut der freien Gewissensentscheidung als Grundlage humanen Handelns gegenüber. Auf diese Weise wird ein falsches Heldenbild zurechtgerückt und die in Pflichterfüllung gefallenen Soldaten beider Weltkriege als das betrauert, was sie tatsächlich sind: Opfer einer kriegsverherrlichenden und fehlgeleiteten Politik. In diesem Kontext auftauchende Begriffe wie Pflichterfüllung und Gehorsam werden hinterfragt und Fragen nach persönlicher Verantwortung und Gewissen sowie einer „ethischen Verpflichtung zum Widerstand“ aufgeworfen. Dabei soll der Um- und Neuentwurf von Heldenbildern unterstützt werden, der sich seit dem zweiten Weltkrieg mehr oder weniger zäh vollzieht. Der in dieser Gegenüberstellung zum Ausdruck kommende Diskurs ist aktuell und bildet die Brücke in die Gegenwart.

Dem vorliegenden Entwurf geht es nicht bloß um die lange hinausgezögerte Würdigung des Widerstandes und seiner öffentlichen Wahrnehmung. In der bewussten Gegenüberstellung mit den nach Ende beider Weltkriege sofort einsetzenden Gedenken an die gefallenen Soldaten möchte es einen Beitrag für eine weitere Stufe der Aufarbeitung und Vergangenheitsbewältigung leisten. Indem sich dieses Mahnmal-Konzept nicht auf die ihm zugewiesene Kategorie beschränkt, sondern über seine Genregrenzen hinausreichen will, sucht es Konfrontation mit einer anderen Kategorie von Denkmal, und versucht über These und Antithese einen Weg zur Synthese zu gelangen. Das ermöglicht ein Reflektieren der Vergangenheit in ihren Zusammenhängen, wodurch auch der kritische Blick auf aktuelle gesellschaftspolitische Strukturen gefördert werden soll.


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